Die Körperhaltung im Qigong – Unten fest und oben leicht!
Auch wenn sich die Qigong-Grundhaltung im ersten Moment ungewohnt anfühlen kann, sind die Prinzipien, nach denen der Körper ausgerichtet wird, einfach und wirkungsvoll. Die Füße stehen schulterbreit und parallel auf der Erde. Der eigene Schwerpunkt lässt sich mithilfe der Fußsohlen gut erspüren und befindet sich ausgewogen zwischen Ballen und Ferse. Die Sprunggelenke, Knie und Leisten sind gelöst, die Muskeln entspannt. Hierdurch kann sich das Becken lockern und die Lendenwirbelsäule entspannen.
Die Rippen und Schulterblätter sind spannungsfrei und das Brustbein sinkt. Der Kopf schwebt zwischen den Schultern und der Scheitel strebt zum Himmel. Auf diese Weise lässt sich die Wirbelsäule aufrichten und behutsam strecken. Paradoxerweise ist es die Schwerkraft, die das Gefühl von Aufrichtung erzeugt. Das Gefühl für die Anziehungskraft der Erde wird auch in den Armen spürbar. Die Ellenbögen und Handgelenke sind leicht gerundet und elastisch und an den Fingerspitzen kann Verbrauchtes abtropfen. Sind auf diese Weise alle Gelenke entspannt und die Muskulatur gelockert, ist die wichtigste Voraussetzung für einen harmonischen Qi-Fluss geschaffen.
Von äußerer Haltung zur inneren Kraft!
Zwei der grundlegenden Prinzipien, welche die Basis aller Qigong Methoden bilden, ist die Aufrichtung und die Entspannung. Die Aufrichtung "Yang" und die Entspannung "Yin" sind zwar zwei gegengerichtete Pole, unterstützen sich jedoch gegenseitig, indem der Körper einerseits aufgerichtet bleibt, unsere Haut, Muskeln und Sehnen andererseits entspannen dürfen. Dies erfordert stete Übung ohne Ergeiz. Ich bin immer wieder erstaunt, wie gut sich diese beiden Prinzipien ergänzen und wieviel Zeit man mit ihnen verbringen kann.
Qigong beginnt bei der Vorbereitung auf die eigentliche Übung. Es ist der schmucklose Teil, bei dem es darum geht, sich auf das Wesentliche zu fokussieren. Bei der Fülle an neuen und alten Qigong Übungen, die unterschiedlicher nicht sein können, haben sie doch alle eines gemeinsam: durch das Einnehmen einer bestimmten Körperhaltung entsteht ein inneres Gleichgewicht, ein Gefühl für die inneren Räume unseres Körpers. Die Lebendigkeit (Energiefluss), die dabei entsteht, durchdringt alle Strukturen. Der Körper löst sich von überflüssigen Spannungen und die Atmung harmonisiert sich. Dies setzt Kräfte frei und spart Ressourcen. Ganz von selbst entsteht ein Gefühl von Verwurzelung, von Erdung. Und wie ein Baum, dessen Größe und Widerstandskraft durch die Vitalität und Tiefe seiner Wurzeln bestimmt wird, kann der oder die Übende über sich selbst hinauswachsen.